Allein hätte ich es nicht geschafft ...

Bis zum Tag X, war alles in Ordnung in meinem Leben.

Was man so in Ordnung nennt, wenn man alles hat, was einem ein komfortables Leben beschert und worum uns viele Menschen auf dieser Welt beneiden. Nun ja, es war bedingt alles in Ordnung, denn natürlich gab es neben vielen glücklichen Momenten zu Hause, im Job, auf Reisen, mit den besten Freunden, bei Tennis- und Fußballspielen auch die Zeiten, die mich in die allseits bekannten Tiefen des Lebens und Überlebens zogen. Die durchlebt werden mussten. Materielle, physische und seelische.

Der Komfort im Leben war nie immer da. Das war mir klar. Das kannte ich so. Er war aber immer in Reichweite und alles, was ich tat, ich ließ mich (von mir) immer wieder gerne in diese Komfortzone hineinziehen. Warum auch nicht? Deswegen hat ihr jemand auch diesen Namen gegeben. Ich war es nicht. Es war eine gute Erfindung, denn sie gab mir meine geliebte Sicherheit und fühlte sich behaglich an. Nun, weil ich wusste, wie sich eine phasenweise Unordnung leicht wieder in die gewohnte Ordnung zurechtschieben lässt, war eben immer alles in Ordnung.

Meine Denkmuster waren seit jeher auf Gradlinigkeit, Ausdauer, Fleiß, Vorsicht und Bescheidenheit programmiert. Damit ließ sich zuverlässig ordentlich leben. Teil meiner Software (auch bereits in der Zeit, in der es noch gar keine Computer gab) war so ausgestaltet, dass sich mit ihrer Unterstützung zuverlässig und automatisiert ebenfalls die Ordner „Verdrängen“, „Zweifeln“ und „Anklagen“ füllen ließen.

Aufgrund meines Jobs, ich bin Vertriebstrainer und -coach, besser, aufgrund meines methodischen und rhetorischen Einfallsreichtums, meines Bedürfnisses nach Wertschätzung und ehrlicher, menschlicher Zuwendung gegenüber Kunden und anderen Menschen, habe ich oft andere und manchmal mich selbst verblüfft. Rhetorisch. Mit Gesten. Und auch im fleißigen Durchbeißen.

Mehr erfüllte Momente wären schon schön gewesen.

Das hätte auch mir gutgetan. Ich bin eben bescheiden und lasse anderen gerne den Vortritt. Sollen sie doch. Auch im politischen Schattenkabinett sitzen die Arbeiter und Qualitätsproduzenten in der zweiten Reihe. In der fühle ich mich wohl. Und wenn es mal unbedingt sein muss, geht auch das mit der ersten Reihe. Schließlich gibt es genug Menschen, von denen ich gerne an die Hand genommen werde, die mich ziehen und schubsen. Denen ich total dankbar genau dafür bin (bis zu einem gewissen Grad). Lautstärke war nie meins und wird es nicht werden. Das lehne ich partout ab. Marktschreier lösen bei mir sofort Verdacht, mitunter Misstrauen aus. In der Ruhe und Bescheidenheit liegt die Kraft. Demut, Respekt und alles, was wirklich menschlich ist, sind in meiner Wertewelt ganz nach vorne gewachsen.

Kurzum, ich wusste, mit ziemlich allen kleinen und großen Herausforderungen elegant und halbwegs entschlossen umzugehen. Alles war und ist in Ordnung. Dann kam der Tag X und ich stellte seitdem fest, dass es eine Ordnung jenseits der bekannten Ordnung gibt.

Der Tag X kam, weil es ein Tief gab. Geschäftlich. Kunden und Einnahmen brachen weg. Trennung vom Kompagnon, Hadern, Klagen und Momente, in denen man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.

Dort, wo Schatten ist, ist immer auch Licht.

In meinem Fall, Momente des Aufbruchs, viel Diskussion, viele Ideen, großartige Unterstützung, viel Neues, tolle Werkzeuge, viel Bestärkung. Heute spreche ich von einer gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt. Ruhige, genussvolle Momente kombiniert mit vereinzeltem Aufschreien sowie erlebten Versagensängsten. Das Buffet der Zukunftsgestaltung war üppig ausgestattet. Die mentale Sackgasse sehr zum Leidweisen von mir und, ich vermute, meinen Mentoren ebenfalls.

Weshalb hätte ich es allein nie geschafft?

Erstens:

Wirklich Neues erlebt man nur, wenn man Menschen an seiner Seite weiß, die einem den (unbekannten) Weg weisen. Ich habe mal gelernt Veränderung entsteht durch Reflexion. Für wahr. Nur was nützt es, wenn man immer nur die gleichen und ähnlichen Dinge reflektiert. Echte Veränderung entsteht, wenn etwas Neues hinzukommt. Etwas, dass so komplett anders ist als das Bisherige. Den Schatz des Essenz-Modells habe nicht ich entdeckt. Er wurde mir gezeigt.

Zweitens:

97 Prozent neue Erkenntnisse. Mindestens. Das Modell, die Bedeutung und die Kraft jeder einzelnen Essenz, das komplette Zusammenspiel. Die Fragen. Die Blicke auf das Leben, das Dasein heute. Die vielen Erinnerungen. Die geborenen Einfälle. Und etliches mehr. Alles war fremd. Das zu verstehen, das zu verarbeiten, das zu nutzen, dafür braucht es Menschen, die sich auskennen. Bei einer Selbstexkursion käme vieles zu kurz und, der alten Gewohnheit folgend, sieht man lediglich die Dinge, die man sehen will. Und genau das sollte nicht passieren.

Drittens:

Ich spreche hier über eine, meine persönliche Veränderung. Eine wahrlich historische, denn mein Ego, bis vor einiger Zeit wusste ich nicht, was der gute Schelm so treibt, hatte sich eben mal über Jahre, wir sprechen von Jahrzehnten, zum König gemacht und seinen wahren König zu wenig leben lassen. Was so locker klingt, war und ist für feinfühlige (ich) und hartgesottene (ich nicht) Menschen eben auch ein schmerzhaftes Bewusstwerden. Eines, das bereichert, wenn es aufgefangen und genutzt wird. Ein Do-it-Yourself-Auffangen funktioniert in Momenten des Aufgewühlt-Seins schwerlich oder gar nicht. Jedenfalls nicht bei mir oder durch mich. Dafür braucht es jemanden, dem man vertraut.

Viertens:

Was für mich entscheidend ist: Wir sprechen über einen Veränderungsprozess, der in der Tiefe der Person seinen Ausgangspunkt hat. Über das Aufbrechen und Ordnen von Gedankenmustern. Die Veränderungsbereitschaft meines Egos war gerade zu Beginn ordentlich strapaziert. „Hey Karsten, was machst Du da? Wo willst Du mit mir hin? Du kannst mich doch nicht, nach all dem, was ich für Dich getan habe, einfach so wegschieben.“

Ich lernte mit der Zeit, dass ich das nicht muss. Mit der Zeit. Ich lernte, dass auch mein Ego mitgenommen werden will. Auch die Entwicklung der mentalen Veränderungsbereitschaft ist ein Prozess über mehrere Stufen. Am Anfang dominieren die Vorsicht, die Skepsis. Dann kommt Zuversicht hinzu. Mit jedem Austausch, mit jeder unterstützten Reflexion formiert sich das Vertrauen. Nicht von selbst, sondern durch die Fürsprache, das Bestärken, das stetige Erinnern und Wiederholen. Und genau dafür braucht man jemanden.

Fünftens:

Das Modell und sein Nutzen sind nichts, was man mal einfach nur liest, aufnimmt, abhakt, weiterblättert. Wenn ich das getan hätte, würde ich dies heute hier nicht schreiben. Um die faszinierende Tiefe und die Wirkungskraft zu erleben, braucht es den vertrauensvollen, geduldigen Austausch in der Phase des Verstehens, des Annehmens, des Übertragens und insbesondere in der Zeit der Anwendung im Alltag. Was für mich zu Beginn als Sackgassen-Problem und Bedürfnis einer guten Positionierung erschien, ist heute die viel schönere und aussichtsreichere Modernisierung meines Denkens über mich, mein Leben und andere Menschen.

Inzwischen bin ich ausgebildeter Essenz-Coach. Es gab keine Prüfung. Die gibt es für mich bei all den Gelegenheiten, in denen ich ein Zuhörer, Gesprächspartner und Wegweiser bin.

Mein Wissen und meine Erfahrungen zum Essenz-Modell, zum persolog Persönlichkeitsmodell und meine Expertise in Sachen Kundendialoge ergänzen sich nun optimal.

Meine Lebensaufgabe:

„Ich bin der, der Menschen unterstützt, über ihren Schatten zu springen. Mit Menschlichkeit. Mit Tiefgründigkeit. Mit Respekt. Damit sie tun, was ihnen bislang unmöglich erschien.“

Das ist mein Beitrag für andere

Für jene im Vertrieb, die ihr Bedürfnis nach Anerkennung, Wertschätzung und ertragreichen Geschäftsbeziehungen erreichen wollen, ohne dass sie laute oder manipulierende Standard-Vertriebsfloskeln oder Verkaufstaktiken anwenden müssen. Jene, die einen empathischen Verkaufsstil ausbilden wollen, hinter dem sie unzweifelhaft stehen und der sie zu einhundert Prozent glaubwürdig erscheinen lässt.

Für jene im Vertrieb, die sich im Hamsterrad steigender Erwartungen und Anforderungen mühen und aufreiben, die klagen und hoffnungsvoll Schönreden. Jene die an sich und ihrer Rolle zweifeln, die den Sinn ihrer Tätigkeit verloren zu glauben haben, die damit hadern, dass sie nur noch funktionieren können. Und so weiter. Jene, die die tiefe Sehnsucht haben, (an)erkannt und (wert)geschätzt zu werden.

Bekanntlich liegt das, wonach wir suchen, außerhalb dessen, was wir bisher gedacht haben. Ich durfte / musste über den einen oder anderen Schatten springen, um mir genau das zu erschließen. Das war mein „Bild“. Auf der nie endenden Suche nach passenden Geschichten, guten Fotos, schönen Anekdoten, weisen Aphorismen, bin ich auf C.G. Jung gestoßen: „Einen Menschen mit seinem eigenen Schatten zu konfrontieren, bedeutet, ihm sein eigenes Licht zu zeigen.“

Inzwischen hat mein „Beitrag für andere“ so viel Phantasie, so viele Einfälle. Es ist mal wieder eine neue Unordnung entstanden. Eine neue, aussichtsreiche, schöne.

Es ist weiterhin alles in Ordnung. Nur anders in Ordnung. Es wird, wie es sein darf.

Karsten